Historisches Museum, Frankfurt, 2025-26
Ausstellungsdesign: Studio Rustemeyer
Kuratiert von: Katharina Böttger, Angelina Schaefer, Noah Nätscher, Tabea Latocha
Ausstellungsgrafik: Kraus/Lazos
Ausstellungsansichten: HMF
Der Grundkonflikt der Wohnungsfrage liegt in miteinander konkurrierenden Dimensionen des Wohnens. Einerseits ist das Wohnen ein Menschenrecht, schließlich hat jede*r unweigerlich ein Bedürfnis zu wohnen. Andererseits ist die Wohnung eine Ware mit der Gewinne erzielt werden. Die Vermietungspraxis folgt daher den Logiken des Marktes. In diesem Zwiespalt wird der Konflikt deutlich: wo Menschenrechte eingefordert werden, werden gleichzeitig Kapitalinteressen geweckt.
Das Dilemma spitzt sich an der Frage der Sanierung zu. Mieter*innen haben das Interesse in einer Wohnung zu leben, die sie sich leisten können. Die Mietbelastung liegt in Deutschland bei ca. 30% des Haushaltseinkommens und zählt als größte monatliche finanzielle Belastung. Mieter*innen haben zudem ein Interesse, dass ihre Wohnung in einem guten Zustand ist, da der Wohnkomfort verbessert wird. In einer energetisch sanierten Wohnung zu leben ist zudem günstiger, da die Nebenkosten niedriger ausfallen. Auf der anderen Seite können Vermietende durch Sanierungen die Miete zu erhöhen. Denn Modernisierungskosten dürfen auf die Mieter*innen umgelegt werden, wodurch sich die Erträge vergrößern lassen. Luxussanierungen werden zudem zur Verdrängung von Mieter*innen mit wenig Einkommen eingesetzt. Viele Mieter*innen können sich die Miete nicht mehr leisten. Die Baustellen, mit Lärm und Staub, sowie damit einhergehende Ungewissheiten, werden als Druckmittel genutzt.
Der Konflikt ist Ausgangspunkt für die räumliche Gestaltung der Ausstellung und greift die Themen der Wohnungsfrage auf abstrakte Weise auf. Der Ausstellungsraum wird durch Raumstrukturen aus Gipskarton gegliedert. Diese bilden offene Raumecken, die den Maßstab einer gewöhnlichen Wohnung in das Museum bringen. Die Oberflächen der Raumstrukturen sind roh und unverputzt und bleiben in einem Zwischenzustand des Unfertigen. In den Raumecken werden die Positionen der Stadtlaborant*innen präsentiert. Die für die Konstruktion der Raumstruktur genutzten „Gipskarton-Einmannplatte“ – ihr Format und Gewicht erlaubt das handliche Transportieren und Montieren von lediglich einer Person – sind Standardprodukte, welche massenhaft in der Sanierung Verwendung finden. Nach Beendigung der Ausstellung werden die „Einmannplatten“ rückgebaut und können im Sinne ihrer eigentlichen Bestimmung, der Sanierungen von Wohngebäuden, eingesetzt werden.